Die spanische Regierung hat eine neue Verteidigungsinitiative im Wert von 10,5 Milliarden Euro vorgestellt, mit dem Ziel, bereits 2025 das von der NATO geforderte Ziel zu erreichen, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in die Verteidigung zu investieren. Regierungschef Pedro Sánchez betonte, dass Europa angesichts der aktuellen globalen Sicherheitslage zunehmend auf eigene Verteidigungskräfte angewiesen sei und Spanien eine Schlüsselrolle dabei übernehmen wolle.
NATO-Vorgabe wird vorgezogen
Ursprünglich hatte Spanien geplant, das Zwei-Prozent-Ziel bis 2029 zu erfüllen. Mit der neuen Initiative wird dieser Zeitrahmen auf 2025 vorgezogen, um die Anforderungen der NATO früher zu erfüllen. Aktuell liegt der Anteil der spanischen Verteidigungsausgaben bei etwa 1,3 Prozent des BIP, was deutlich unter dem geforderten Niveau liegt.
Die Initiative konzentriert sich vor allem auf digitale Aufrüstung, militärische Modernisierung und die Verbesserung der Cybersicherheit. Der Plan wurde bereits vom Kabinett verabschiedet und soll nun zur Abstimmung an die NATO und die Europäische Union weitergeleitet werden.
Reaktion auf sich wandelnde Sicherheitsbedrohungen
Pedro Sánchez hob hervor, dass die Art der Bedrohungen im Bereich der Sicherheit sich in den letzten Jahren grundlegend verändert habe. Neben den klassischen militärischen Bedrohungen seien heute vor allem Cyberangriffe, Drohnen, Sabotageakte und gezielte Desinformation zentrale Sicherheitsrisiken. Diese neuen Gefahren erforderten eine umfassende Anpassung der Verteidigungsstrategie.
„Unsere Gegner nutzen vielfältige Mittel, um Instabilität zu erzeugen“, sagte Sánchez. „Europa muss sich dieser Realität stellen. Spanien wird seinen Beitrag leisten, um die europäische Sicherheit zu gewährleisten.“
Unterstützung für die Ukraine als gemeinsame Verantwortung
Der Premierminister betonte zudem, dass der Krieg in der Ukraine nicht nur den Osten Europas betreffe, sondern ganz Europa, einschließlich Spanien. Der Angriff Russlands auf die Ukraine stelle eine Bedrohung für die gesamte europäische Stabilität dar. Spanien sei entschlossen, nicht neutral zu bleiben, sondern mit seinen internationalen Partnern zusammenzuarbeiten.
„Putins Aggression bedroht die europäische Stabilität insgesamt“, erklärte Sánchez. „Spanien bleibt nicht neutral – wir handeln gemeinsam mit unseren Partnern, um der Bedrohung entgegenzuwirken.“
Keine Kürzungen im Sozialbereich
Die Entscheidung, das Verteidigungsbudget massiv zu erhöhen, stieß in Spanien auf Kritik, insbesondere von den linken Koalitionspartnern. Diese befürchteten, dass die Investitionen in die Verteidigung auf Kosten sozialer Ausgaben und staatlicher Leistungen gehen könnten. Sánchez versicherte jedoch, dass das Verteidigungsbudget keine negativen Auswirkungen auf die sozialen Standards haben werde. Es seien keine Kürzungen im Sozialbereich oder Steuererhöhungen geplant. Auch die Haushaltsstabilität solle nicht gefährdet werden.
Sánchez verwies darauf, dass das ursprüngliche Versprechen zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben bereits 2014 von einer Vorgängerregierung abgegeben wurde und dass nun endlich die Umsetzung erfolge.
Dringender Appell der NATO
Mark Rutte, der NATO-Generalsekretär, hat erneut die Mitgliedstaaten der Allianz dazu aufgefordert, ihre Verteidigungsausgaben schnell zu erhöhen. Er würdigte die ersten Schritte, die Länder wie Spanien, Belgien, Portugal und Italien bereits unternommen haben. Gleichzeitig warnte er vor wachsendem Druck aus den USA, die ein zügigeres Vorgehen der NATO-Mitglieder erwarten.
„Ich bitte die Mitgliedstaaten, jetzt aktiv zu werden“, sagte Rutte. „Sonst könnte der nächste Anruf aus Washington weniger Geduld mit sich bringen.“
Spanien signalisiert Verantwortung in der NATO
Mit dieser Initiative signalisiert Spanien, dass es seine sicherheitspolitischen Verpflichtungen ernst nimmt und eine stärkere Rolle innerhalb der NATO anstrebt. Die Investitionen in die Verteidigung und die damit verbundene Modernisierung des Militärs stellen einen klaren Schritt in diese Richtung dar.

