Ein altes sowjetisches Raumfahrzeug aus den 1970er-Jahren kehrt bald zur Erde zurück. Die Raumsonde Kosmos 482, ursprünglich für eine Venus-Mission gedacht, wird laut Experten voraussichtlich um den 10. Mai 2025 unkontrolliert in die Erdatmosphäre eintreten. Das etwa 500 Kilogramm schwere Objekt befindet sich seit Jahrzehnten in einer elliptischen Umlaufbahn und verliert zunehmend an Höhe. Fachleute gehen von einem Wiedereintritt mit bis zu 242 Kilometern pro Stunde aus. Trotz des massiven Aufbaus gilt das Risiko für Menschen als gering – ein vollständiger Absturz kann jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Eine Reise, die nie zum Ziel führte
Die Sonde Kosmos 482 wurde im Jahr 1972 von der damaligen Sowjetunion gestartet. Ihr Ziel war der Planet Venus. Doch durch einen Fehler beim Raketenstart konnte sie die Erdumlaufbahn nie verlassen. Seither umkreist sie die Erde – langsam, aber stetig sinkend.
Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Raumsonde zu einem der vielen „Weltraumrelikte“, die unkontrolliert durch den Orbit treiben. Anders als moderne Satelliten besitzt sie keine Technik zur kontrollierten Rückführung oder Kurskorrektur.
Experten warnen vor robuster Konstruktion
Der niederländische Astronom und Satellitenexperte Marco Langbroek erklärte, dass Kosmos 482 in den kommenden Tagen in die Atmosphäre eintreten werde – vermutlich um den 10. Mai. Zwar bestehe kein Grund zur Panik, doch sei das Risiko „vergleichbar mit dem eines kleinen Meteoriten“.
Besonders bedenklich: Die Sonde besitzt eine robuste Landekapsel, die ursprünglich für die extremen Bedingungen auf der Venus gebaut wurde. Diese hitzebeständige Struktur könnte auch den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre überstehen.
„Die Wahrscheinlichkeit, dass die Sonde vollständig verglüht, ist geringer als bei modernen Raumfahrzeugen“, sagte Langbroek. Und fügte hinzu: „Einzelne Fragmente könnten den Boden erreichen.“
Harvard-Forscher hofft auf Verglühen
Auch Jonathan McDowell vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics äußerte sich zur Situation. Er hofft, dass der Hitzeschild beschädigt ist und die Sonde beim Eintritt in die Atmosphäre vollständig verglüht.
„Das wäre das bestmögliche Szenario“, sagte McDowell. Ein vollständiges Verglühen würde jede Gefahr ausschließen. Doch sicher sei das nicht. Die genaue Struktur der Sonde sei nicht vollständig bekannt.
Absturzgebiet: Ozeane wahrscheinlich
Kosmos 482 könnte überall zwischen 51,7 Grad nördlicher und südlicher Breite abstürzen – das entspricht einem Bereich von London bis Kap Hoorn. Das macht es schwierig, einen exakten Ort vorherzusagen.
Langbroek betont jedoch, dass mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche von Wasser bedeckt sind. Daher sei es wahrscheinlich, dass die Sonde im Meer landet – wie viele vergleichbare Objekte zuvor.
Kein Einzelfall: Mehrfach unkontrollierte Rückkehr von Raumfahrzeugen
Kosmos 482 ist nicht der erste Fall eines unkontrollierten Wiedereintritts. Bereits 2018 stürzte die chinesische Raumstation Tiangong-1 in den Pazifik. Im Jahr 2022 kehrte eine große chinesische Raketenstufe unkontrolliert zur Erde zurück.
Experten fordern deshalb verstärkte Bemühungen um ein besseres Orbital-Management. Alte Satelliten und Sonden sollen künftig gezielt aus dem Orbit entfernt oder sicher in sogenannten „Friedhofsorbits“ abgelegt werden.
Die kommenden Tage werden zeigen, wie Kosmos 482 ihre letzte Reise beendet. Ob sie verglüht oder teilweise auf der Erde landet, hängt von vielen Faktoren ab – etwa vom genauen Eintrittswinkel, der Position der Sonne oder der Stabilität des Materials.

