In der ostkoreanischen Hafenstadt Chongjin ist es bei der feierlichen Indienststellung eines neuen Kriegsschiffs der nordkoreanischen Marine zu einem schweren Unfall gekommen. Wie nordkoreanische Staatsmedien berichten, wurde der neue 5000-Tonnen-Zerstörer „Choe Hyon“ beim Stapellauf beschädigt. Kim Jong-un war persönlich anwesend und reagierte äußerst verärgert.
Unfall beim Stapellauf: Schiffsrumpf schwer beschädigt
Laut Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA löste sich beim Stapellauf der hintere Schlitten des Schiffes zu früh. Dadurch blieb das Heck stecken, während sich der vordere Teil des Schiffes weiter bewegte. Das daraus resultierende Ungleichgewicht beschädigte den Rumpf schwer. KCNA meldete, dass „einige Teile des Bodens des Kriegsschiffs zerdrückt“ worden seien. Die Operation wurde daraufhin sofort gestoppt.
Kim Jong-un verurteilt Vorfall als „kriminellen Akt“
Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un zeigte sich bei der Zeremonie laut Berichten fassungslos. Er bezeichnete den Vorfall als „kriminellen Akt“, der durch „absolute Nachlässigkeit“ verursacht worden sei. Die Verantwortlichen hätten „unverantwortliche Fehler“ gemacht. Diese sollen nun auf der nächsten Sitzung des Zentralkomitees der Partei zur Sprache kommen. Kim betonte: „Die Würde und der Selbstrespekt unseres Staates wurden in einem Augenblick zerstört.“
Neuer Zerstörer als Teil der militärischen Aufrüstung
Die „Choe Hyon“ war erst Ende April der Öffentlichkeit präsentiert worden. Laut Experten kann das Schiff mit taktischen Atomwaffen bestückt werden und zwei Kurzstreckenraketen tragen. Der Zerstörer sollte ein Symbol nordkoreanischer Stärke und technologischer Weiterentwicklung darstellen. Der misslungene Stapellauf wird daher als erheblicher Rückschlag für das Regime gewertet.
Satellitenbilder bestätigen Schaden in Chongjin
Aktuelle Satellitenbilder zeigen Aktivitäten an der Werft in Chongjin, die auf Reparaturmaßnahmen hindeuten. Offiziell wurden keine Angaben zur voraussichtlichen Dauer der Instandsetzung gemacht. Internationale Beobachter vermuten, dass das Schiff für Monate nicht einsatzbereit sein wird.
Nordkoreas Nuklearambitionen und die Rolle des Militärs
Nordkorea verfolgt weiterhin sein Ziel, ein vollwertiges Atomwaffenarsenal aufzubauen. Das Regime begründet dies mit einer angeblichen Bedrohung durch die USA und deren Verbündete, insbesondere Südkorea. Die Beziehungen zwischen den beiden koreanischen Staaten sind derzeit besonders angespannt. Kim Jong-un hatte Südkorea im vergangenen Jahr als „Hauptfeind“ bezeichnet.
Der zwischen 1950 und 1953 geführte Koreakrieg endete nur mit einem Waffenstillstand. Ein Friedensvertrag wurde nie unterzeichnet, weshalb beide Länder offiziell weiterhin im Kriegszustand sind.
Unterstützung für Russland: Nordkoreanische Soldaten im Ukraine-Krieg
Zudem wirft der Westen Nordkorea vor, Russland im Ukraine-Krieg zu unterstützen. Laut südkoreanischen und US-amerikanischen Quellen sollen über 10.000 nordkoreanische Soldaten nach Russland entsandt worden sein. Im Gegenzug soll Pjöngjang auf moderne Waffentechnologie aus Moskau hoffen. Im April hatte Nordkorea erstmals offiziell Truppenentsendungen nach Russland bestätigt.
Analysten gehen davon aus, dass Kim Jong-un seinen Soldaten dort Kampferfahrung verschaffen will, während sich Nordkorea durch den Austausch militärischer Ressourcen technologisch weiterentwickeln möchte.
Der Unfall bei der Indienststellung der „Choe Hyon“ stellt für Nordkorea einen empfindlichen Rückschlag dar – sowohl symbolisch als auch technisch. Das Schiff war als Aushängeschild der maritimen Aufrüstung konzipiert. Statt eines propagandistischen Triumphs wurde die Zeremonie zum PR-Desaster.
Wie es mit dem beschädigten Zerstörer weitergeht, ist bislang unklar. Beobachter gehen davon aus, dass Pjöngjang versuchen wird, den Vorfall intern rasch aufzuarbeiten – auch, um außenpolitisch kein weiteres Schwächezeichen zu senden.

