Ein einfacher Bluttest könnte bald dabei helfen, Herzinfarkte und Schlaganfälle viel früher zu erkennen – und damit Leben zu retten. Forschende aus Großbritannien stellten fest: Ein günstiger Test auf das Protein Troponin zeigt stille Schäden am Herzmuskel, noch bevor Symptome auftreten. Die Studie mit über 60.000 Teilnehmenden aus Europa und den USA könnte die medizinische Vorsorge revolutionieren.
Troponin als Frühwarnsystem fürs Herz
Troponin ist ein Eiweiß, das bei einer Schädigung des Herzmuskels ins Blut gelangt. Bisher wird es vor allem in Notaufnahmen genutzt, um akute Herzinfarkte zu erkennen. Doch laut der neuen Studie hat das Protein noch mehr Potenzial. Auch bei völlig gesunden Menschen mit scheinbar normalen Troponinwerten konnten die Forschenden versteckte Herzprobleme entdecken.
Professor Anoop Shah, Leiter der Studie, erklärt:
„Wir wissen, dass Herzinfarkte oft ohne Vorwarnung auftreten. Aber mit diesem Test sehen wir erstmals, welche Herzen bereits still leiden.“
Besseres Risikomodell für Patienten
Die Studie, die über zehn Jahre lief, zeigt: Mit Troponin lassen sich Herz-Kreislauf-Risiken genauer einschätzen. Vor allem bei Menschen mit mittlerem Risiko bringt der Test große Vorteile. Bislang wurden sie oft nicht weiterbehandelt – jetzt lässt sich gezielt eingreifen.
Bei bis zu 8 Prozent dieser Gruppe entdeckte man versteckte Gefahren. Diese Personen konnten rechtzeitig Medikamente wie Statine erhalten, die das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall senken.
Rechenbeispiel aus der Studie:
Wird der Test bei 500 Menschen eingesetzt, kann im Durchschnitt ein Herzinfarkt oder Schlaganfall verhindert werden.
Schnell, günstig, effektiv – und bald beim Hausarzt?
Der Test kostet rund 5 Pfund – umgerechnet knapp 6 Euro – und kann beim Hausarzt gemeinsam mit einer normalen Blutuntersuchung gemacht werden. Die Messung dauert nur wenige Minuten. Laut der British Heart Foundation, die das Projekt unterstützt, ließe sich die Methode schnell in den Alltag der Hausärzte integrieren.
Die Vision: Menschen mit hohem Risiko sollen nicht erst bei einem Notfall behandelt werden, sondern frühzeitig – bevor es zu spät ist.
Ein Schritt in Richtung personalisierte Medizin
Die Ergebnisse könnten Teil einer größeren Veränderung sein: der personalisierten Herzvorsorge. Anstatt pauschale Empfehlungen zu geben, könnten Ärztinnen und Ärzte bald individuelle Blutwerte nutzen, um Therapien gezielter einzusetzen.
Das bedeutet:
Weniger Überbehandlung, weniger Kosten, mehr gerettete Leben.
Wie geht es weiter?
Die Forschenden hoffen, dass der Test bald in nationale Gesundheitsprogramme aufgenommen wird – auch in Deutschland. Erste Gespräche mit Krankenkassen und Ärztekammern laufen bereits.
Ein einfacher Bluttest könnte bald dabei helfen, stille Herzgefahren rechtzeitig zu erkennen. Dank moderner Forschung ist es möglich, gefährdete Menschen früher zu finden – und mit passenden Medikamenten vor schweren Schäden zu schützen.

