Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel erzählte, dass Papst Franziskus sie 2017 in einer entscheidenden Situation tief inspiriert habe. Auf dem Evangelischen Kirchentag in Hannover berichtete Merkel, wie der verstorbene Papst ihr geholfen habe, als die Welt vor einer großen Klimaherausforderung stand. Kurz vor dem G20-Gipfel in diesem Jahr hatte Merkel den Papst besucht, nachdem US-Präsident Donald Trump angekündigt hatte, aus dem Pariser Klimaabkommen auszutreten. Ihr Treffen mit dem Papst fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem die internationale Zusammenarbeit auf dem Spiel stand.
Merkels Begegnung mit Papst Franziskus als Wendepunkt
Im Jahr 2017, als der Rückhalt für das Pariser Klimaabkommen gefährdet war, suchte Merkel Rat bei Papst Franziskus. In einem persönlichen Gespräch fragte sie ihn, was man tun solle, wenn die Mehrheit an einem Ziel festhalte, ein wichtiger Akteur jedoch ausschere. Der Papst gab ihr einen Rat, der sie tief bewegte und sie dazu brachte, die Gespräche auf dem Gipfel behutsam, aber entschlossen weiterzuführen.
Merkel sagte, sie habe diesen Rat bei den Verhandlungen beherzigt. Am Ende gelang es den G20-Staaten, trotz der Ablehnung der USA, ein gemeinsames Abschlussdokument zu unterzeichnen. Damit blieb die internationale Gemeinschaft im Klimaschutz weitgehend geeint.
Internationale Diplomatie zwischen Widerstand und Einigkeit
Merkel erklärte, dass es wichtig gewesen sei, keine Konfrontation mit den USA zu suchen, sondern gemeinsam mit den anderen Staaten eine Lösung zu finden, die das Bündnis nicht gefährdet. Auch wenn die USA sich nicht beteiligten, konnten die übrigen 19 Staaten ein Zeichen setzen. Die Lösung war nicht perfekt, aber sie machte Fortschritte möglich.
Diese Herangehensweise steht beispielhaft für die Kompromissbereitschaft, die in der internationalen Politik oft nötig ist. Merkel betonte, dass die Gespräche nur deshalb weitergeführt werden konnten, weil man nicht auf Eskalation setzte, sondern auf Zusammenhalt.
Trumps Ausstieg aus dem Klimavertrag als Zäsur
Der damalige US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, dass die Vereinigten Staaten sich aus dem Pariser Klimaabkommen zurückziehen würden. Als zweitgrößter Emittent von CO2 war das ein schwerer Rückschlag für den globalen Klimaschutz. Viele Beobachter fürchteten, dass das gesamte Abkommen ins Wanken geraten könnte.
Doch Merkel und andere führende Politiker entschieden sich dafür, gemeinsam weiterzumachen. Diese Entscheidung wurde auf dem G20-Gipfel deutlich, als sich die Mehrheit der Länder klar zum Klimaschutz bekannte. Die USA standen allein, aber das restliche Bündnis blieb stabil.
Merkel über ihren Einsatz für den Klimaschutz
Angela Merkel blickte auch selbstkritisch auf ihre politische Karriere zurück. Sie sagte, sie frage sich bis heute, ob sie genug für den Klimaschutz getan habe. Trotz vieler Initiativen während ihrer Amtszeit sei sie nicht sicher, ob sie alle Möglichkeiten ausgeschöpft habe.
Sie sprach davon, wie ihr familiärer Hintergrund und ihr christlicher Glaube sie geprägt haben. Als Tochter eines evangelischen Pfarrers wuchs sie mit einem starken Werteverständnis auf, das sich später in ihrer politischen Haltung widerspiegelte. Auf dem Kirchentag las sie eine Bibelstelle aus dem Markus-Evangelium und erläuterte, wie dieser Text ihre Entscheidungen beeinflusst habe.
Persönliche Werte als politische Leitlinie
Merkel erklärte, dass sie in vielen schwierigen Momenten auf ihre inneren Überzeugungen vertraut habe. Ihre Erfahrungen mit ethischen und moralischen Fragen hätten ihr geholfen, in politischen Krisen einen klaren Kopf zu behalten. Gerade in der Klimapolitik sei es wichtig, nicht nur sachlich, sondern auch menschlich zu handeln.
Die Kombination aus wissenschaftlicher Analyse und persönlicher Haltung sei für sie entscheidend gewesen. Der Rat von Papst Franziskus sei für sie ein Beispiel dafür gewesen, wie geistliche Führung auch politische Wirkung entfalten könne.
Bedeutung des Dialogs für den Klimaschutz
Das Treffen zwischen Merkel und dem Papst zeigt, wie wichtig der Dialog zwischen Politik und Religion in globalen Fragen sein kann. In einer Zeit, in der viele internationale Abkommen infrage gestellt wurden, war die Unterstützung durch moralische Instanzen wie Papst Franziskus eine wertvolle Orientierung.
Es zeigt auch, dass politische Entscheidungen nicht nur auf Zahlen und Strategien beruhen, sondern oft auch auf persönlicher Haltung und menschlicher Einsicht. Merkel nutzte ihre Plattform beim Kirchentag, um diese Verbindung zu betonen.
Ausblick auf die globale Klimapolitik
Der Klimawandel bleibt eine der größten Herausforderungen der Weltgemeinschaft. Auch nach dem Ausscheiden von Trump aus dem Amt blieb der internationale Zusammenhalt im Klimaschutz ein wichtiges Thema. Inzwischen ist die USA dem Pariser Abkommen wieder beigetreten, was neue Chancen für die globale Zusammenarbeit bietet.
Merkels Erfahrungen von 2017 sind heute aktueller denn je. Sie zeigen, wie wichtig Führung, Geduld und Werteorientierung in schwierigen Zeiten sind. Die globale Klimapolitik braucht weiterhin Stimmen, die für Zusammenhalt und verantwortliches Handeln stehen.
Schlusswort
Angela Merkels Rückblick auf ihre Begegnung mit Papst Franziskus gibt einen seltenen Einblick in die persönlichen Einflüsse auf ihre politische Arbeit. Ihr Bericht macht deutlich, wie spirituelle Impulse und politische Entscheidungen ineinandergreifen können. Auch wenn ihre Amtszeit vorbei ist, bleibt ihre Botschaft relevant: Im Angesicht globaler Krisen ist es wichtig, flexibel zu handeln, ohne dabei die eigenen Prinzipien zu verlieren.

