Der 8. Mai ist in Deutschland ein besonderer Tag. Vor genau 80 Jahren, am 8. Mai 1945, endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Für viele war das lange Zeit ein Tag der Niederlage. Später wurde er zum Tag der Befreiung erklärt – ein Wendepunkt in der deutschen Erinnerungskultur. Doch nun sorgt die AfD mit neuen Aussagen für eine hitzige Debatte. Führende Politiker der Partei stellen historische Fakten infrage und bezeichnen Hitler sogar als “linken Politiker”.
Was ist passiert?
In den Tagen vor dem 8. Mai äußerten sich mehrere AfD-Politiker öffentlich zum Kriegsende. Besonders heftig diskutiert wird eine Rede von Bundestagsabgeordnetem Rolf Weigand, der Adolf Hitler als „linken Sozialisten“ bezeichnete und andeutete, der Nationalsozialismus sei „eine Variante des Sozialismus“. Weitere AfD-Vertreter sprachen davon, dass der 8. Mai „nicht nur ein Tag der Befreiung“ gewesen sei, sondern auch „den Verlust deutscher Souveränität“ markiere.
Diese Aussagen stehen im direkten Widerspruch zur historischen Forschung. Der 8. Mai 1945 wird heute von Historikern fast einhellig als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus gewertet.
Historiker widersprechen deutlich
Der renommierte Historiker Prof. Dr. Norbert Frei von der Universität Jena stellt klar: „Es handelt sich um eine bewusste Verdrehung der Geschichte. Der Nationalsozialismus war eine völkisch-rassistische Diktatur, die mit sozialistischen Ideen nichts zu tun hatte.“ Auch das Institut für Zeitgeschichte in München veröffentlichte eine Stellungnahme, in der es heißt: „Der Versuch, Hitler als Linken darzustellen, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage.“
Warum ist der 8. Mai so wichtig?
Der 8. Mai markiert das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht endete die Herrschaft des NS-Regimes. Millionen Menschen, insbesondere Juden, politische Gegner und Minderheiten, wurden durch das NS-System unterdrückt, verfolgt und ermordet.
Bundespräsident Richard von Weizsäcker nannte den 8. Mai 1985 in einer viel beachteten Rede erstmals den „Tag der Befreiung“. Er sagte damals: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung – von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“ Diese Sichtweise setzte sich später in Politik und Gesellschaft weitgehend durch.
AfD mit gezielter Provokation?
Beobachter werfen der AfD vor, mit ihren Aussagen gezielt zu provozieren und die Erinnerungskultur zu untergraben. Der Politikwissenschaftler Dr. Hajo Funke erklärt: „Die Partei spielt bewusst mit der deutschen Vergangenheit, um sich als Gegenmodell zur ‚etablierten‘ Politik zu inszenieren. Das ist gefährlich, weil es die Grundlagen unserer Demokratie schwächt.“
Auch aus der Zivilgesellschaft kommt Kritik. Der Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie spricht von einer „beispiellosen Relativierung deutscher Schuld“.
Reaktionen aus der Politik
Mehrere Parteien und Politiker verurteilten die AfD-Aussagen scharf. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich sagte: „Die AfD betreibt Geschichtsfälschung und stellt sich außerhalb des demokratischen Konsenses.“ Grünen-Chefin Ricarda Lang forderte eine klare Abgrenzung aller demokratischen Kräfte: „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Lehren aus dem Holocaust verwässert werden.“
Auch Bundeskanzler Friedrich Merz äußerte sich: „Unsere Geschichte ist nicht verhandelbar. Wer versucht, Hitler als Linken umzudeuten, hat aus der Vergangenheit nichts gelernt.“
Erinnerungskultur unter Druck?
Die Vorfälle zeigen: Die deutsche Erinnerungskultur steht unter Druck. Während Schulen, Gedenkstätten und Medien weiter über die NS-Zeit aufklären, versuchen manche Kräfte, das Bild der Geschichte umzudeuten. Besonders in sozialen Medien verbreiten sich Falschinformationen rasant.
Das Bundesministerium für Bildung kündigte an, verstärkt in politische Bildung und Erinnerungsarbeit investieren zu wollen. Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger sagte: „Demokratie braucht Wissen. Wir müssen jungen Menschen die Bedeutung des 8. Mai und der NS-Zeit deutlich machen.“
Der Streit um die Deutung des 8. Mai zeigt, wie wichtig eine klare, faktenbasierte Erinnerungskultur ist. Die Aussagen der AfD stoßen auf breite Ablehnung – nicht nur in der Politik, sondern auch in Wissenschaft und Gesellschaft. Gerade in Zeiten politischer Unsicherheit ist es entscheidend, historische Wahrheit zu verteidigen und aus der Vergangenheit zu lernen.

