Die Bottroper Klimaschutzinitiative Innovation City steht vor einem drastischen Umbruch. Wegen eines plötzlichen Förderstopps durch das Bundeswirtschaftsministerium unter Minister Robert Habeck (Grüne) sieht sich das Vorzeigeprojekt gezwungen, Stellen abzubauen. Seit über einem Jahrzehnt treibt Innovation City die Energiewende in der Ruhrgebietsstadt erfolgreich voran – mit Solardächern, energetischer Sanierung und Bürgerbeteiligung. Doch nun fehlt das Geld. Der geplante Umbau zu einer dauerhaften Struktur wird durch die ausbleibenden Mittel gefährdet. Die Stadt Bottrop zeigt sich alarmiert, fordert eine politische Lösung und warnt vor einem Rückschlag für den Klimaschutz im Ruhrgebiet.
Erfolgsprojekt vor dem Aus?
Innovation City Bottrop galt lange als Vorzeigemodell für klimafreundliche Stadtentwicklung. Seit dem Start 2010 wurden tausende Gebäude energetisch modernisiert. Der CO₂-Ausstoß in einzelnen Stadtteilen konnte deutlich gesenkt werden. Mit einer Sanierungsquote von bis zu 70 Prozent setzte Bottrop bundesweit Maßstäbe.
Doch nun ist das Projekt in Gefahr. Durch den Förderstopp seitens des Bundes drohen nicht nur finanzielle Einbußen – auch Personalabbau wird unausweichlich. Laut internen Informationen stehen rund 10 der aktuell 27 Stellen auf dem Spiel.
Warum fehlen die Fördermittel?
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hatte Anfang des Jahres überraschend einen Stopp für mehrere Förderprogramme verhängt. Hintergrund sind Haushaltsprobleme nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Umwidmung von Corona-Krediten. Auch das Programm „Nationale Klimaschutzinitiative“, über das Innovation City finanziert wurde, ist betroffen.
„Ohne die Bundesmittel können wir unsere Arbeit in der bisherigen Form nicht fortsetzen“, erklärt ein Sprecher von Innovation City gegenüber der Stadt.
Die geplante Umwandlung in eine dauerhafte Beratungsstruktur – ein sogenanntes „Klimabüro“ – ist damit ungewiss.
Stadt Bottrop fordert Unterstützung
Die Stadtverwaltung zeigt sich besorgt über die Entwicklung. Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler (SPD) sagte, man prüfe nun alle Optionen, um das Projekt zu retten. Auch Gespräche mit dem Land NRW laufen.
„Die Arbeit von Innovation City hat bundesweite Strahlkraft. Es wäre ein fatales Signal, wenn solch ein Vorzeigeprojekt an fehlenden Mitteln scheitert“, so Tischler.
Ziel sei es, zumindest eine Grundstruktur aufrechtzuerhalten. Auch eine Teilfinanzierung über städtische Mittel wird diskutiert – angesichts klammer Kassen jedoch nur eine Notlösung.
Folgen für die Energiewende vor Ort
Der Förderstopp trifft nicht nur das Personal, sondern auch zahlreiche laufende Projekte. So sollten im Frühjahr neue Beratungsangebote für Eigentümer starten, die ihre Häuser klimafit machen wollen. Auch Schulungsprogramme für Handwerksbetriebe liegen nun auf Eis.
Kritiker warnen, dass dadurch das Vertrauen der Bürger in die Energiewende leiden könnte. „Wer heute Förderung beantragt, braucht Planungssicherheit“, sagt ein lokaler Energieberater. „Wenn der Staat sich zurückzieht, kommt der Ausbau ins Stocken.“
Wie geht es weiter?
Ob und wann es wieder Fördermittel vom Bund geben wird, ist unklar. Das BMWK verwies auf laufende Haushaltsberatungen. Erst im Sommer könnte Klarheit herrschen.
Bis dahin muss Innovation City auf Sparflamme weiterarbeiten. Der Verein hofft auf Übergangslösungen, um zumindest zentrale Projekte fortzuführen. Auch aus der Wirtschaft kommt Unterstützung: Einige lokale Unternehmen wollen punktuell mit Spenden aushelfen.
Die Stadt Bottrop bleibt derweil entschlossen: Man wolle alles dafür tun, dass die Idee von Innovation City nicht endet.
Der plötzliche Förderstopp gefährdet nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch die lokale Energiewende in Bottrop. Innovation City hat bewiesen, wie erfolgreicher Klimaschutz auf kommunaler Ebene funktionieren kann. Damit dieses Modell nicht verloren geht, braucht es jetzt schnelle politische Lösungen – und ein klares Bekenntnis zur Förderung von Klimaschutzprojekten vor Ort.

